Der Werdegang der Freiwilligen Feuerwehr St. Pölten-Stadt
Aufgrund eines im Ledererviertel ausgebrochenen Brandes, bei dem mehrere Häuser und Nebengebäude ein Raub der Flammen wurden, kam es zu einer Versammlung des Turnvereines. Der Turnrat rief die Mitglieder auf , ihren Beitritt zu der zu gründenden Feuerwehr zu erklären. Am 15. Juni 1867 versammelten sich 60 Mitglieder des Turnvereines und konstituierten sich nach höchst angeregter Debatte als freiwillige Turner- Feuerwehr. Josef Resch wurde als Hauptmann provisorisch mit der Leitung betraut.
Der Gemeindeausschuß bewilligte die Überlassung der „Landfeuerspritze" und förderte den Verein mit 1500 Gulden. Mit diesem Geld konnten eine Knaust- Abprotzspritze, Leitern, Helme und Gurte gekauft werden. Die Uniform, bestehend aus brauner Lodenbluse mit umgelegtem Samtkragen, Zwilchhose, blauer Tuchkappe mit geradem Schirm und Feuerwehrabzeichen, hatte sich jedes Mitglied aus eigenen Mitteln zu beschaffen. Die Unterbringung der Mannschaft und der Geräte erfolgte im Gründungsjahr in einem Depot beim Rathaus, welches infolge mehrmals umgebaut wurde.
In den darauffolgenden Jahren wurden die Gerätschaften immer wieder ergänzt und 1882 eine Telefonleitung vom Wächter am Domturm zur Zentrale verlegt. Dadurch hatte man die Möglichkeit eine Verbindung mit dem Feuerwehrkommando, dem Bahnhof und der Polizeiwachstube herzustellen. Aufgrund diverser Vorfälle (die Feuerwehr wurde erst spät zu Bränden verständigt), wurde im Jahr 1888 eine Alarmierungsanlage mittels Feuertelegraphen, aufgeteilt in 4 Stromkreise, in den 4 Stadtteilen errichtet. Insgesamt 10 Meldertasten waren in der gesamten Stadt verteilt um im Brandfalle die Feuerwehr zu verständigen.
1902 wurde ein neues Gerätehaus in der Linzerstrasse bezogen, wo erstmals auch 6 Wohnungen für Feuerwehrmitglieder zur Verfügung standen. Dadurch war eine ständige Bereitschaft geschaffen, die bei einem Brand sofort mit den ersten Geräten ausrücken konnte. 1905 beschloß der Feuerwehrausschuß unter Prof. Karl Schneck die Einführung eines öffentlichen Rettungsdienstes in St. Pölten. Der Zweigverein des Roten Kreuzes trug die Kosten für den im Feuerwehrhaus eingestellten Sanitätswagen und einige Fahrräder für den Krankentransport.
Weiters wurde im Rathaus ein Zimmer für erste Hilfe eingerichtet. 1909 wurde die Alarmierungsanlage modernisiert und an verschiedenen Stellen der Stadt automatische Feuermelder aufgestellt, einige davon mit Telefon ausgestattet. Das Jahr 1918 litt sehr unter den Auswirkungen des Krieges und unter den fast noch schlimmeren Nachkriegsfolgen. Nun war es die Aufgabe der Feuerwehr, das noch übrige Volksvermögen zu Schützen und zu Erhalten. Erfreulicherweise kehrten alle Kameraden 1919 aus dem Krieg wieder zurück, sodaß der frühere Mannschaftsstand von 160 Mann wiederhergestellt war. Der Fuhrpark, war jedoch überaltet und nicht mehr zeitgemäß.
1920 ergriff Bürgermeister Schnofl gemeinsam mit Hauptmann Friedrich Sommer die Initiative und besichtigten bei der Firma Rosenbauer einige Automobilspritzen. An Ort und Stelle wurde um 880.500 Kronen das erste motorisierte Fahrzeug gekauft. Der 20. Jänner 1921, an dem die Automobilspritze übernommen wurde, war ein Wendepunkt in der Geschichte der Feuerwehr. 1922 wurde die Motorisierung der Feuerwehr fortgesetzt und ein 3 Tonnen Saurer- Lastwagen als Rüstwagen eingerichtet. 1924 wurde Aufgrund eines Großbrandes in der Stadt ein Mannschaftstransportfahrzeug und mehrere Schläuche angeschafft. Weiters wurde auf dem Rathausturm eine Sirene errichtet.
1926 kam eine weitere Autospritze mit modernsten Einrichtungen zum Inventar dazu. Die alte Autospritze, die bei über 260 Ausfahrten fehlerfrei arbeitete, wurde überholt. Für Hilfeleistungen bei Auto- und Strassenunfällen schaffte die Feuerwehr technisches Gerät an.
Ende diesen Jahres überschattete ein trauriger Todesfall die Feuerwehr. Prof. Karl Schneck verstarb am 4. Dezember. Schneck war der erste Feuerwehrmann, der das silberne Ehrenzeichen vom damaligen Bundespräsidenten verliehen bekam. Am 4. Oktober 1927 führte die Feuerwehr einen Fackelzug durch. Anlaß dafür war die Eröffnung der städtischen Wasserleitung, wodurch sich die Wasserversorgung bei Brandeinsätzen wesentlich erleichterte. Weitere Modernisierungen und Fahrzeug Neuanschaffungen prägten die Jahre bis zu Beginn des 2. Weltkrieges.
Während des Krieges wurden die Gerätschaften und die Fahrzeuge der St. Pöltener Feuerwehr schwer beschädigt. Unter Alfred Schmid begann der Wiederaufbau der Freiwilligen Feuerwehr 1945. Im darauffolgenden Jahr konnten von der amerikanischen Militärregierung 3 Fahrzeuge übernommen werden. 1946 bestand der Fuhrpark aus einem Tanklöschfahrzeug, zwei leichten Löschfahrzeugen, der wieder einsatzbereit gemachten Stadtspritze, einem umgebauten Rüstfahrzeug mit Seilwinde und der Überlandspritze, die aus Ried im Innkreis zurückgeholt worden war. 1952 erfolgte die Grundsteinlegung für die Feuerwehrzentrale in der Brunngasse. Der bereits verstorbene Friedrich Sommer, welcher ein Initiator für den Bau einer neuen Zentrale war, stellte bereits im Jahre 1932 einen genauen Plan für den Bau auf. 1962 wurde nach dem verheerendem Brand im Dom, der Ankauf einer eigenen Drehleiter beschlossen.
1964 wurde nach 12 Jahren Bauzeit die Feuerwehrzentrale in der Brunngasse bezogen. Inbegriffen waren auch die 29 Dienstwohnungen, die mit Klingeln ausgestattet waren um so die Feuerwehrmänner rasch zum Einsatz zu rufen. Zum Inventar zählen bereits 8 Fahrzeuge, 6 Anhänger, eine Motorzille und ein Schlauchboot. Jedes Fahrzeug war bereits mit 2 Atemschutzgeräten ausgerüstet. 1966 wurde eine Feuerwehrjugengruppe gegründet, 1969 das, von der Stadtfeuerwehr entwickelte, Universaltanklöschfahrzeug in Dienst gestellt. Laufend wurden die Fahrzeuge erneuert bzw. ausgetauscht.
Mit 31. Jänner 1976 legte OBR Ing. Otto Spinka seine Funktion nach 15 Jahren als Feuerwehrkommandant zurück. Seine Nachfolge trat HBI Wilfried Weissgärber an. Die Leistungsbewerbsgruppe der Feuerwehr konnte sich 4 mal hintereinander für die internationalen Leistungsbewerbe qualifizieren. 1973 in Brünn einen 2. Rang, 1977 in Trient den 1. Rang, 1981 in Böblingen ebenfalls den 1. Rang und 1985 in Vöcklabruck den 2. Rang erreichen. Sie galt somit als eine der schnellsten Löschmannschaften der Welt.
1970 wurden die niederösterreichischen Freiwilligen Feuerwehren mit Einführung des Niederösterreichischem Feuerpolizei- und Feuerwehrgesetz (NÖFGG) aus dem Vereinswesen ausgenommen und sind nunmehr Körperschaften öffentlichen Rechtes. Damit wurde eine fast zwei Jahrzehnte alte Forderung der Feuerwehren erfüllt. Im gleichen Jahr konnte die Feuerwehr St. Pölten- Stadt bei den 19. Landesfeuerwehrleistungsbewerben in Amstetten zum dritten mal den Wanderpreis (silbernes Signalhorn mit goldenem Wimpel) erreichen und somit blieb dieser bei der Stadtfeuerwehr. 1972 wurde die erste automatische Brandmeldeanlage an die Zentrale angeschlossen, welche große Betriebe, Schulen und das Krankenhaus in Betrieb hatten.
Der 30. Mai 1978 war ein schwarzer Tag für die Feuerwehren der Stadt St. Pölten. Bei einer Gasexplosion wurden 46 Feuerwehrmänner zum Teil schwer verletzt und 2 Feuerwehrmänner getötet. Viele Fahrzeuge und Gerätschaften wurden beschädigt.
Laufend steigende Einsatzzahlen machten Neuanschaffungen notwendig. Der akute Platzmangel in der Feuerwehrzentrale und die Ausfahrproblematik, war Anlass für Überlegungen über einen Neubau. 1989 konnte die Feuerwehr St. Pölten- Stadt die jetzige Feuerwehrzentrale in der Goldeggerstrasse in Betrieb nehmen. Einige Monate nach der Übersiedlung stellt sich die Feuerwehrzentrale ihrer ersten Probe. Am 6. Dezember 1989 um 15.43 Uhr brach in einem Möbelhaus im Stadtzentrum ein verheerender Brand aus, bei dem fast der ganze Bezirk und die Drehleiter aus Krems im Einsatz waren. 1 Person kam dabei ums Leben, die Aufräumarbeiten zogen sich noch über Tage hinaus.